17 Oktober 2006

Vergewaltigung

Es ist schon absurd: Da wird der Präsident eines westlichen, demokratischen!!! Staates der Vergewaltigung und sexuellen Belästigung verdächtigt. Auch für ihn gilt die Unschuldsvermutung, so lange er nicht verurteilt wurde. Absurd finde ich daran, dass dieser Präsident Repräsentant eines Staates ist, der seine Nachbarländer überfällt, bombardiert, 1.500.000 Palästinenser in Geiselhaft nimmt, ein Apartheidregime errichtet, das dem südafrikanischen nur wenig nachzustehen scheint, aber weder er, noch sein Premier wegen dieser Taten vor Gericht gestellt werden sollen.

Auch Gaza ist offensichtlich wieder Zielscheibe dieser Kräfte. Ich frage mich, wem ist eigentlich zu glauben? Eigentlich suchte ich nach einem Forum, in dem sich arabische mit anderen Menschen heftig stritten, fand dafür aber einen Text, der im November 2005 in der New York Sun veröffentlicht wurde. Hier geht es um ein Attentat auf eine Hochzeitsgesellschaft in Amman, das wohl innerpalästinensische Beweggründe hatte. Es lohnt sich, den Text zu lesen, weil der Autor völlig von den Bedingungen absieht, unter denen die Ureinwohner dieses Landes seit Jahrzehnten leben müssen. Wenn Israel, entgegen allen Zusagen, Palästina erneut abriegelt, es keinen Strom mehr gibt, für eine Millionen Palästinenser ganze 23 Brunnen existieren, keine Arbeit, außer bei Polizei und Armee(n) zu finden ist, Schule nicht mehr stattfinden kann, von Universität ganz zu schweigen, was bleibt übrig als ohnmächtige Wut?

Wenn ich vorhin fragte, wem eigentlich zu glauben sei, frage ich mich natürlich, wo kommt eigentlich der Sprengstoff her für die Selbstmordattentäter? Wo die Waffen? Wenn Leute nichts haben, wovon leben sie dann, wenn alle nichts haben und betteln nicht lohnt? Einige interessante Daten finden sich bei "Palästina Plattform Österreich", klären aber auch die Fragen nicht.

In dem oben erwähnten Forum ging es um Rechtfertigung und Ablehnung von Morden, völlig aus dem Kontext gerissen, völlig ohne Reflektion der Geschichte des Landes. Natürlich ist Mord abzulehnen. Was aber macht eine Gesellschaft, deren gewählte Politiker von einem anderen Staat verhaftet werden, deren Politiker ohne Gerichtsurteil per Rakete hingerichtet werden, zivile Tote dabei in Kauf nehmend?

Wer stellt die Verantwortlichen vor ein ordentliches Gericht? Nun weiß ich natürlich nicht, ob die Vorwürfe gegen den Präsidenten zutreffen. Psychologisch zu erklären wären solche Taten freilich: Wer sich unantastbar fühlt, Macht ausübt und diese auch genießt, der verliert leicht den Maßstab. Vielleicht hat er die Frauen mit den Palästinensern verwechselt?

10 Oktober 2006

Türkei maritim

Das diesjährige Partnerland der hanseboot, die vom 28. bis zum 5. November das Spektrum des Segel- und Motorbootsports zeigen wird, ist die Türkei. Entsprechend werden auf der „art maritim“, in diesem Jahr im Obergeschoß zwischen den Hallen 9 und 10, rund 130 Objekte der osmanischen und türkischen Schiffahrtsgeschichte ausgestellt. Leihgeber sind das Wissenschaftliches Institut für Schiffahrts- und Marinegeschichte, Hamburg, ehemals Sammlung Tamm, das Rahmi M. Koç-Museum, İstanbul und das Deniz Müzesi (Marinemuseum), Beşiktaş-İstanbul.
Die osmanische und türkische Schiffahrtsgeschichte reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück, sagen die Ausstellungmacher. Irgendwo muß schließlich eine Grenze gezogen werden. Die Ausstellung paßt in die derzeitige Diskussion über den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union und zur Frage, welchen kulturgeschichtlichen Beitrag der Islam geleistet hat. Auch wenn das so nicht thematisiert wird, zeigt die Ausstellung neben Schiffsmodellen, Navigationsinstrumenten und Seestücken auch ein Foto von Kemal Atatürk, und damit stellt sie sich der Frage nach der modernen Türkei.
Der Vergleich von osmanischen und venezianischen Staatsbarken zeigt, dass sich beide auf ein ähnliches Repräsentationsmuster beziehen, aber natürlich auch auf gemeinsame Wurzeln der Schiffbaukunst. Der Anteil gemeinsamer Geschichte ist größer, als auf beiden Seiten zugegeben wird. Auch das können die Exponate belegen. Der Anteil gemeinsamer Kultur übrigens auch, wie Wolf Lepenies zeigt (siehe Link), der gerade mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde.
Daher lohnt diese Ausstellung sicher einen Besuch.

Link