28 September 2007

Das Therapieloch

Ich war ziemlich lange im Krankenhaus, auch, um mich dort wieder aufpäppeln zu lassen. Eine Woche Untersuchung, eine Therapie, zwei Wochen Aufpäppeln. In den beiden letzten Wochen gab es verschiedene Angebote, um wieder auf die Füße zu kommen: Krankengymnastik, psychologische Betreuung, Ausdauertraining, Lymphdrainage, und logopädische Angebote. Was man als Mitteleuropäer so braucht, um wieder im Arbeitsleben einsatzbereit zu sein.
Frohen Mutes, aber noch längst nicht gesund verließ ich mein Hamburger krankenhaus, dem ich nicht genug danken kann für freundliche Betreuung und umsichtige Therapie. Die anschließende Betreuung sollte durch meinen Hausarzt erfolgen. Der verschrieb mir die notwendigen Medikamente, hatte den Abschlussbericht des Hospitals vorliegen und ging in Urlaub. Nichts gegen den sicher wohlverdienten Urlaub meines Hausarztes. Ich fühlte mich freilich allein gelassen. Keine Gymnastik, keine Massage, keine Akkupunktmassage, kein Garnichts, wie man in Hamburg so schön zu sagen pflegt. Bis ich mich endlich aufraffen konnte, zu dem Ersatzarzt zu gehen, dauerte es zwei Wochen. Während der Zeit passierte natürlich nichts. Er gab mir die gewünschten Rezepte und Verordnungen, ohne auch nur ein Mal mit mir Rücksprache zu halten oder mir zu sagen, wo ich denn das nun alles bekommen könnte; und dann stand ich da wieder mit meiner Rekonvaleszenzschwäche. Klar, nur die Harten kommen in den Garten.
Also wälzte ich in einem starken Moment die gelben Seoten, bat Freunde, für micghzu telefonieren und konnte nach einigen Stunden entscheiden, ob ich das Angebot in Lokstedt, Eppendorf oder Barmbek annehmen wollte. Nichts mir "Ein Ort - viele Angebote". Je älter ich werde, desto schwerer fällt es mir, weiter entfernte Angebote anzunehmen, mögen sie noch so gut sein. Die Krankheitsschwäche überwiegt alles. Das Therapieloch schlägt zu. Niemand nimmt einen an die Hand, macht einbem Vorschläge und begleitet einen zur Therapie,es sei denn man ist mit einem gutwillen Partner gesegnet, oder hat freundliche Töchter, die viel Zeit haben. Die Söhne nehme ich da bewußt aus: Es sind nach wie vor die Töchter, die sich mit der gebotenenen Regelmäßigkeit kümmern.
Manchmal scheint mir das Hausarztsystem, so wie es jetzt ist, doch nicht das beste. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass weder der Hausarzt noch sonst auch ein Spezialist, für betreuendes Nachdenken Geld bekommt. Und wo kein Geld fließt, gibt es nach der reinen Lehre auch keine Leistung. Wollten wir doch so, oder?

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