29 Februar 2008

Ausgesperrt

Gelegentlich räume ich meinen Arbeitsrechner auf. Dort fand sich ein Verzeichnis, das ich seinerzeits etwas euphemistisch "ewig" genannt hatte. Die Daten samt Ordner hatten schon verschiedene Rechner passiert, bis sie bei dem heutigen angelangt waren. Geschrieben waren die Texte in WordPerfect Vers. 5.1, so etwa Beginn Anno 1993, also nun auch schon15 Jahre her. Unter anderem gab es dort Tagebucheinträge. Die wollte ich öffnen. Nach kurzem Nachdenken, wie öffnet man ein DOS-Programm unter Windowes2000, wollte das Programm - Ja!, ich hatte auch das komplette Programm mit abgespeichert. Die paar Byte machten den Kohl nicht fett - ein Passwort haben. Doch, ich erinnerte mich, meine sensiblen Tagebuchgedanken sollten ultimativ geschützt werden.
Sie erraten es: Ich kam nicht drauf. Ich probierte, knobelte, schaute in alten Aufzeichnungen nach, nichts. Und diese Aufrufprozedur kann ja auch nervig werden.
Ich war zwar nicht der Verzweiflung nahe, dachte kurz darüber nach, meine kostbaren Gedanken aus der Zeit von 1993 bis 1995 einfach zu löschen. Eine Suche im Internet ergab, oh Wunder, verschiedenste Lösungen für mein Problem. Ein Unternehmen bot - selbstverständlich kostenlos - eine Software, die für WordPerfect und andere Textprogramme den Schutz knacken könne.
Heruntergeladen, ausprobiert, geflucht. Kostenlos für Worte, die nicht länger als drei Buchstaben waren. Aber so dämlich war ich auch vor 15 Jahren schon nicht, dass ich nur drei Buchstaben genommen hätte. Unter uns gesagt: Viel länger war das Wort aber auch nicht. Also, nix mit kostenlos. Die komplette Version sollte etwas über 50 Euro kosten, das sind immerhin rund 100 Deutsche Mark. Eine Menge Geld für ein paar Zeichen. Und noch mehr Geld für vermutlich völlig belanglose Aufzeichnungen über meine Schlafbeschwerden.
Ich war nicht so sicher, und ich war neugierig, und ich hatte das Geld gerade mal, und ich nahm es sportlich: Ich bestellte die Software, nun ja, den Registrierungsschlüssel. Nachdem ich mich gegen Zusendung per Post gewehrt hatte, sollte noch mal 20 extra kosten, hieß es warten. Einige formelle Mails weiter hielt ich ihn auf der Festplatte, meinen Registrierungsschlüssel zum Knacken eines Schlüsselchens. Ich folgte nach dem Start des Programms den Anweisungen und hielt nach Nullkommadreisieben Sekunden mein teures Passwort in der Hand. 50 Euro für 0,37 Sekunden.
Hat es sich gelohnt? Nun ja, wer Spaß daran hat, alte Liebesbriefe zu lesen, die ich im liebesverwirrten Kopf damals geschrieben habe, für den hat es sich gelohnt. Für die Welt sind sie sicher verzichtbar.
Ach so, falls jemand also noch eine alte WP-Datei auf einem Rechner verschlüsselt liegen hat, steht vielleicht vor demselben Problem. Dem helfe ich gerne, gegen einen kleinen Obulus natürlich.

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28 Februar 2008

Neues vom Pink Panther

Vor einiger Zeit las ich eine Glosse über Kommunikationsanbieter, die zwar das Bestellen online erlauben, ohne jeden wirklichen Identitätsnachweis, wenn man die gültige Mail-Adresse nicht als solchen wertet, eine Kündigung online aber nicht zulassen. Der Pink Panther springt sogar noch besser: Vor die Kündigung hat die Telekom Ausweis-, Gesichts- und Taschenkontrolle gesetzt.
Ich gebe zu: Die Sachlage ist höchst kompliziert. Deshalb erkläre ich sie auch nicht, sondern skizziere sie nur:
Meine Frau, die noch nicht so lange meine Frau ist, hat zusammen mit ihrem Bruder ein Häuschen im Grünen geerbt. Dort ist ein Telefonanschluss. Lange stand das Haus leer. Wir hatten keine Zeit hinzufahren und wollten daher das Telefon kündigen. Ich versuchte es schriftlich. Der Telefonanschluss, der vorher auf den Erblasser gelautet hatte, war auf die damals Noch-nicht-Gattin und Bruder umgeschrieben worden. Ich vermute, das lief problemlos. Meine Gattin, die nun anders heißt als vorher, ist schwer erkrankt. Ich unterschrieb als Ehemann in Vertretung . Die Telekom antwortete sogar. So ginge das nicht. Ich möchte bitte Verständnis haben, dass nur die Inhaber den Anschluss kündigen könnten. Ich hatte.
Ich setzte ein neues Kündigungsschreiben auf, in dem Bruder und Gattin unterschrieben. Die Telekom reagierte nicht, sondern buchte weiterhin die Grundgebühr und einen ominösen Posten "Übermittlung des Zählerimpulses" vom Gattinnenkonto ab. Der Versuch des Bruders, über die Hotline telefonisch zu kündigen, misslang ebenfalls. Die Hotline-Mitarbeiterin war zwar verständnisvoll, versprach auch zu helfen, aber: Die Telekom bucht ab. Und das nun schon seit Novembeer 2007. Nun habe ich erneut ein Schreiben an den Panther geschickt, eine amtsgerichtliche Urkunde beigefügt, dass ich meine Frau vertreten darf. Ich bin gespannt, ob die Telekom eine notariell beglaubigte Kopie des Dokuments wünscht.

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