14 August 2005

Schulden und Geldlosigkeit

Die Schulden der Industrieländer sind ins Gigantische gewachsen. Des Einen Schulden sind des Anderen Guthaben. Müssen wir uns Sorgen machen? Vielleicht dann, wenn eine bestimmte Anzahl von Gläubigern nicht mehr an Zinszahlungen oder Rückzahlungen glaubt. Die Folgen eines Zusammenbruchs des Geldsystems wären immens: Insbesondere die Metropolen würden innerhalb kurzer Zeit ohne jede Versorgung dastehen. Nimmt man die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Thema Schulden, summiert einfach alle dort aufgeführten Schulden und Verbindlichkeiten des Bundes, der Länder, Gemeinden und Zweckverbände, teilt diese Summe durch die rund 80 Mio. Bundesbürger, erhält man eine Schuldenbelastung von rund 18.000 Euro pro Kopf. Darin enthalten sind jeweils Schulden bei öffentlichen Haushalten und sogenannte Kassenverstärkungskredite. Läßt man die weg, landet man immerhin noch bei 17.436 Euro pro Kopf Bundesbürger, 80 Mio gerechnet.
Der Berg wächst, und das überall. In die oben genannten Summen ist nicht eingerechnet, was an Schuldendienst von anderen zurückfließen wird. Natürlich fehlen auch die privaten Vermögen in der Bundesrepublik, die ein Vielfaches der Schulden betragen. Unter Berücksichtigung dieses Gedankens ist zu überlegen, wie der Berg abgetragen werden könnte.

Bernd Rila schreibt in einem Beitrag des mittlerweile stillgelegten Gästebuches der FU Berlin (http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gaestebuch/20050207.html) "Eine kontrolliert herbeigeführte Katastrophe, welche die Auswirkungen eines Krieges in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht simuliert, könnte der Befreiungsschlag für eine existentiell bedrohte Wirtschaft sein. Hierzu müssten praktisch über Nacht in einer gigantischen Wertevernichtungsaktion alle Schulden auf Null gestellt werden und in einem weiteren Schritt den vorhandenen Guthaben belastet werden. Dies muss für private als auch staatliche Schulden gleichermassen gelten. Jedem Bürger – egal ob arm oder reich – müssen diese Schulden und Verbindlichkeiten gleichermaßen auferlegt werden. Möglichkeiten wären gesetzlich auferlegte Kredite oder Zwangsschuldscheine. In der Konsequenz hätte jeder Deutsche gleichermaßen ca. 30.000,- Euro private Schulden. Auf der anderen Seite wäre der Staat komplett entschuldet und ohnehin zumeist uneinbringbare private und gewerbliche Schulden wären ebenfalls gestrichen."
Auf die Diskussionen dort bin ich gestoßen über einen Link zum Thema Brakteat. Dr. Paul C. Martin hält den Gedanken, dass die Hohlpfennige im Mittelalter für den Wirtschaftaufschwung verantwortlich gewesen seien, für Schwachsinn. (http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/kritik/brakteatmaer.html) Dazu gibt es eine Replik von Eckard Siemer (http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/kritik/replik.htm)

Letzlich geht es um die Frage nach einer gerechten Beteiligung aller Bürger an den geistigen und weltlichen Gütern dieser Gesellschaft. Nicht die Arbeitslosigkeit ist das Problem, sondern die Geldlosigkeit eines großen Teils der Bevölkerung, nicht nur in Deutschland. (http://www.klaus-krusche.de/kreutzer.htm) Der letzte Link bereitet mir erhebliche Bauchschmerzen, da vieles, was dort auf den Seiten steht, mit meinen Ansichten nicht übereinstimmt, insbesondere die skurrile oder soll ich sagen, absurde Aufforderung, einer Unschuldserklärung beizutreten. Anderseits wird dort das Thema des Geldumlaufs behandelt, einer gerechten Verteilung von Partizipationsmöglichkeiten, Herr Schröder würde, vielleicht von Brakteaten keine Ahnung habend, von Teilhabe sprechen. Der meint aber wohl etwas ganz anderes.
Absenkung der Löhne, direkt oder indirekt, Verringerung der sozialen Sicherheitsstandards, Bevorzugen der Großunternehmen und des großen Finanzkapitals, das führt alles zu Verwirrung und zu einer Untergangsstimmung, die vermutlich gerechtfertigt ist.