13 April 2005

Alles Käse

Eine kleine Randnotiz zum Thema Verwirrung - oder die Verkehrung von Ursache und Wirkung. In einer dpa-Meldung schreibt die taz am 12. 04. 05, die Verbraucher bevorzugten abgepackten Käse, weil sie nicht lange warten wollten. Wer sich die Ödnisse der Kaufhäuser und Discounter anschaut, stellt fest, dass er kaum eine Chance hat, Käse zu kaufen, der nicht abgepackt ist. Je eine Fleisch- und eine Käseverkäuferin, wenn es hoch kommt, kämpfen mit einer Schlange von Kunden im Zehnerpack. Nebenan liegen griffbereit die abgepackten Waren. Gerne würde man ja vielleicht ein größeres, kleineres oder überhaupt ein anderes Käsestückchen haben wollen, aber, wer soll das abschneiden, einwickeln, abwiegen, über die Theke reichen?
Die Unternehmen sparen am Personal, das in der kundenarmen Zeit mit Abpacken von Standardgrößen beschäftigt ist. Griffbereit liegen vier Scheiben Edamer oder 250 Gramm Schweizer Käse, 100 Gramm Brie oder 126 Gramm Grogonzola. Der genervte Kunde greift zur Packung: Hat auch den Vorteil, dass er als Kunde gezwungen ist, die vorgegebenen Einheiten zu kaufen, und das ist häufig mehr als wirklich gewollt.
Im Ergebnis der Statistik spricht alles für einen weiteren Personalabbau: Weg mit den Menschen, her mit den Packs. Ein Pack, der Böses dabei denkt. Sicher lohnt es sich auch in Kürze für den Einzelmarkt, Maschinen anzuschaffen, die automatisiert schneiden, verpacken und in die Theke räumen. Ein freundliches "Darfs ein bißchen mehr sein?" läuft dann vom MP3-Player. Nur der Plausch mit der VerkäuferIn, der fällt dann weg.
Und die Zeitungen schreiben: "Der Kunde will keine menschlichen Gesichter mehr beim Einkauf sehen!"